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Kollegial, aber in der Sache durchaus streitbar

24. Mai 2019

Bürgermeisterkandidaten bei der Podiumsdiskussion der Aachener Zeitung. Wenn es ums Geld geht, scheiden sich die Geister.

Podiumsdiskussion: Bürgermeisterkandidaten stehen Rede und Antwort
Im sehr gut gefüllten Rittersaal der Stolberger Burg erfuhren die Zuhörer so einige Pläne, die die Kandidaten umsetzen wollen, wenn sie gewählt werden sollten. Foto: Jürgen Lange

Stolberg. Den respektvollen Umgang der Bürgermeisterkandidaten für die Stadt Stolberg miteinander hat René Benden eingangs der Podiumsdiskussion des Medienhauses am Mittwoch gelobt, und er wurde im Verlaufe des Abends in seiner Einschätzung bestätigt.

Benden und Sonja Essers, Redakteure der Aachener Zeitung, moderierten die Veranstaltung im sehr gut besuchten Rittersaal der Burg, bei der die Kandidaten Andreas Dovern (CDU), Bernd Engelhardt (FDP) und Patrick Haas (SPD) zwar einerseits den kollegialen Umgang pflegten. Aber auf sachlicher wie fairer Ebene durchaus auch streitbar waren.

Etwa als Patrick Haas ein weiteres beitragsfreies Kita-Jahr ins Spiel brachte, mit dem junge Familien entlastet und auch nach Stolberg gelockt werden sollen.

Dies hätte eine Haushaltsbelastung in Höhe von rund 800.000 Euro jährlich zur Folge, rechnete Bernd Engelhardt den Zuhörern vor, er sprach sich dagegen aus, nannte eine Fülle von Zahlen aus dem Haushalt und mahnte: „Stolberg ist hoch verschuldet und eine Stärkungspakt-Kommune. Wenn wir wieder in einem Nothaushalt landen, kann die Stadt überhaupt keine freiwilligen Ausgaben mehr machen.“

Haas konterte: „Bei dieser Einstellung sehe ich nicht gelb, sondern schwarz. So kann man eine Stadt nicht weiterentwickeln.“ Prioritäten sollten gesetzt werden, beispielsweise indem manche baulichen Projekte „hinten angestellt werden, um das weitere beitragsfreie Kita-Jahr gegen zu finanzieren“. Andreas Dovern sagte, Stolberg baue derzeit sukzessive einen Investitionsstau ab. „Dieser Prozess wird in absehbarer Zeit wesentlich weniger Kosten verursachen“, meinte Dovern, dass der finanzielle Spielraum, um Stolberg zu gestalten, künftig größer werde.

Unterschiedliche Ansätze traten auch beim Thema Sicherheit zu Tage. Engelhardt forderte generell mehr Präsenz von Ordnungsamt und Polizei. „Einmal im Jahr eine große Aktion reicht nicht.“ Dovern plädierte dafür, das Sicherheitsgefühl der Bürger auch in den Stadtteilen zu stärken, und brachte eine Wache als feste Anlaufstelle auf der Mühle ins Spiel. Haas will mit sozialen Projekten die Menschen in der Talachse erreichen, ihnen Chancen bieten „teilzuhaben und sich mit ihren Vierteln zu identifizieren“, was viele positive Effekte habe.

Was den Wirtschaftsstandort Stolberg anbelangt, betonte Dovern: „Wir müssen jetzt schon mit Fachplanern Gewerbeflächen ausweisen, die in den kommenden Jahren benötigt werden, sonst wird Stolberg von anderen Städten abgehängt.“

Schnelles Internet sowie ein guter Zugang zur Autobahn seien dabei sehr wichtig. Haas sieht Stolberg unter anderem als potenziellen Standort für Start-up-Unternehmen, die RWTH und die FH, „allerdings müssen wir dafür Gebäude und auch Mobilität vorhalten“. Radwege und optimierter Öffentlicher Personennahverkehr nannte Haas als Beispiele. Engelhardt meinte, Stolberg solle Studenten verstärkt auf die Schönheit der Kupferstadt aufmerksam machen – und auf die im Vergleich zu Aachen sehr günstigen Mieten.

Zu Beginn der Podiumsdiskussion standen die Kandidaten zunächst einzeln den Moderatoren Rede und Antwort. Auf die vergleichsweise geringere Präsenz in sozialen Netzwerken und auf Plakatwänden angesprochen, erläuterte Engelhardt, mit Themen punkten zu wollen, statt mit seinem Konterfei. Der älteste Bürgermeisterkandidat betonte, er habe viel politische Erfahrung und sei „fit für das Amt“, erklärte aber auch, nach der anstehenden sechseinhalb Jahre langen Legislaturperiode nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen.

Dovern, amtierender Feuerwehrchef, beschrieb, dass er Parallelen zwischen seiner jetzigen Tätigkeit und dem Bürgermeisteramt sehe: „In beiden Positionen muss man auch in stressigen Situationen kühlen Kopf bewahren.“

Als Bürgermeister werde er „ein Stück weit die parteipolitische Brille absetzen, um für das Wohl der Stadt zu arbeiten“. Haas, seit zehn Jahren Mitglied im Stadtrat, schloss sich zwar dem allgemeinen Lob der Arbeit Tim Grüttemeiers an, ergänzte aber: „Nicht nur Tim Grüttemeier hat in Stolberg viel bewegt. Auch die Fraktionen der großen Koalition haben erheblichen Anteil daran.“ Zum Beispiel komme das Integrierte Handlungskonzept aus dem Sozialausschuss.

von Dirk Müller
Stolberger Zeitung, 26.05.2019

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