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FDP Kreisverband Aachen-Land

„Grundschullehrer in Aachen ausbilden!“

26. Oktober 2019

FDP-Anträge in Stadt und Städteregion Aachen: Die RWTH soll neue Lehramtsstudiengänge einrichten

Grundschullehrer in Aachen ausbilden!
Grundschullehrer verzweifelt gesucht: Von 70 freien Stellen an den Grundschulen in der Städteregion konnten laut Städteregionsrat Tim Grüttemeier nur 16 besetzt werden. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

Aachen. In Aachen müssen Lehrerinnen und Lehrer für die Grundschule und die Sekundarstufe I sowie für Sonderpädagogik ausgebildet werden. Das fordern die FDP-Fraktionen in Anträgen an den Aachener Stadtrat und den Städteregionstag. Dem gravierenden Lehrermangel, besonders an den Grundschulen, könne so entgegengewirkt werden, argumentieren die Liberalen. Die RWTH allerdings winkt ab.

Braucht Aachen wieder einen Studiengang fürs Grundschullehramt? „Ja!“, sagt das Schulräteteam der Städteregion. „Ja klar!“, sagt der Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Ja“, sagen auch die Liberalen im Aachener Stadtrat und im Städteregionstag. Sie setzen sich dafür ein, dass die Lehrerausbildung für Primarstufe, aber auch für Sekundarstufe I und Sonderpädagogik in Aachen (wieder) ermöglicht wird. Entsprechende Anträge an den Stadtrat und den Städteregionstag sind vergangene Woche gestellt worden. Oberbürgermeister Marcel Philipp und Städteregionsrat Tim Grüttemeier, so die Forderung, sollen NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger bitten, noch in diesem Jahr entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Lehrermangel immer massiver

Denn der Lehrermangel wird immer massiver, besonders an den Grundschulen. Grüttemeier verwies vor einigen Wochen bei einer Podiumsdiskussion besorgt darauf, dass von mehr als 70 freien Stellen an Grundschulen in der Städteregion nur 16 besetzt werden konnten und nur vier von ihnen mit entsprechend ausgebildeten Kräften. Vor dem Hintergrund dieser Misere fordern die Liberalen mit Nachdruck, mehr Lehrer auszubilden, am besten auch wieder in Aachen. So könnten die Schulen in der Region vom „Klebeeffekt“ profitieren: Wer sich im Studium an Aachen gewöhnt hat, nimmt hier vielleicht auch eine Stelle an. „Wir sehen darin eine große Möglichkeit, die gesamte Region besser mit Lehrern zu versorgen“, sagt Gretel Opitz, schulpolitische Sprecherin der FPD im Aachener Schulausschuss.

„Rektor muss mitziehen“

Georg Helg, FDP-Fraktionsvorsitzender im Städteregionstag, hat den Antrag seiner Fraktion dem Städteregionsrat persönlich in die Hand gedrückt. „Und er will das voll unterstützen“, berichtet Helg. Gleiches erhoffen sich die Liberalen auch vom Aachener Oberbürgermeister. Gemeinsam könnten die beiden Verwaltungschefs auch den RWTH-Rektor für das Projekt gewinnen, hoffen sie. „Der Rektor muss in der Sache mitziehen“, betont Helg. Die Wissenschaftsministerin, eine Aachenerin, und Schulministerin Yvonne Gebauer suchten derzeit intensiv nach Möglichkeiten, neue Studienplätze im Grundschulbereich einzurichten, berichtet er. „Und wir hoffen sehr, dass Ministerin Pfeiffer-Poensgen sich für den Standort Aachen einsetzen wird.“


„Wir sehen darin eine große Möglichkeit, die gesamte Region besser mit Lehrern zu versorgen.“
Gretel Opitz, schulpolitische Sprecherin der FDP

Der Aufwand wäre natürlich riesig, das sehen auch die beiden FDP-Vertreter. Ein ganz neuer Lehrbereich müsste in Aachen installiert werden. Schließlich wurde die alte Pädagogische Hochschule (PH) bereits vor vielen Jahren geschlossen. Dennoch könnte die RWTH von einem solchen Schritt profitieren, argumentiert Helg. „Die Hochschule könnte neue Wege des digitalen Lernens wissenschaftlich begleiten.“

Prorektor: „Immenser Kraftakt“

An der RWTH allerdings sieht man derzeit keine Möglichkeit, entsprechende Studiengänge einzurichten. Professor Aloys Krieg, Prorektor für Lehre, erklärt auf Anfrage, man habe bereits vor einiger Zeit in der Angelegenheit Kontakt mit dem NRW-Schulministerium in Düsseldorf aufgenommen. „Denn wenn wir eine solche Ausbildung einführen würden, brauchten wir auch mehr Personal“, so Krieg, „und das nicht nur für fünf Jahre.“ Das Schulministerium ist in solchen Fragen erster Ansprechpartner der Hochschulen, weil dort die Bedarfe festgestellt werden. Über die Mittel verhandeln dann jeweils Schul- und Wissenschaftsministerium miteinander.

Die Aussage aus dem Schulministerium sei in diesem Fall jedoch eindeutig gewesen, führt Krieg weiter aus: Man betrachte die Situation im gesamten Land und wolle lieber an bestehenden Hochschulstandorten ausbauen. Aus dem Schulministerium sei auch der Hinweis gekommen, dass die Probleme mit dem Lehrermangel im Ruhrgebiet ungleich größer seien als zum Beispiel in Aachen. Deshalb, sagt der Prorektor, „verfolgen wir die Angelegenheit derzeit nicht weiter“. Ohnehin wäre die Einführung neuer Lehramtsstudiengänge für die Aachener Hochschule ein „immenser Kraftakt“. Für Krieg steht auch fest: „Wir würden nicht Studienplätze im Ingenieurbereich dafür abbauen.“

Autonomie der Hochschulen

Das NRW-Wissenschaftsministerium verweist unterdessen auf Anfrage unserer Zeitung darauf, dass es in der Autonomie der Hochschulen liege, Studiengänge einzurichten und Schwerpunkte zu setzen. Beim zweiten Ausbauprogramm der Studienkapazitäten für Sonderpädagogik und der Erhöhung für das Grundschullehramt 2018 sei der Ausbau von Studienplätzen allerdings an Standorten forciert worden, die bereits das jeweilige Lehramt anbieten. „Hintergrund war die gewünschte zeitnahe Umsetzung des Ausbaus von Studienplätzen, die bei einer Neueinrichtung nicht ohne weiteres möglich ist.“ Zum Wintersemester 2018/19 sei die Zahl der Studienplätze für das Grundschullehramt in NRW um 419 auf 2300 (plus 22 Prozent) erhöht worden.

VBE schlägt Alarm

Auch die Lehrergewerkschaft VBE warnt seit langem eindringlich vor dem Lehrermangel und seinen Folgen. Der Aachener VBE-Vorsitzende Matthias Kürten hat gerade zwei Alarmbriefe losgeschickt, an den Rektor der RWTH und an die Wissenschaftsministerin in Düsseldorf. Nicht einmal mehr zehn Prozent der zu vergebenden Stellen in der Städteregion seien zum Schuljahresbeginn mit ausgebildeten Grundschullehrkräften besetzt worden, beklagt Kürten darin. Pensionierungen würden das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen. Mit einem neuen Studienangebot könne der Lehrkräftemangel zumindest ab 2025 wirksam bekämpft werden, hofft er.

Kein Interesse an Rundem Tisch

Kürten fordert aber auch mehr Anstrengungen der Bürgermeister in den Städteregionskommunen. So könnten die Städte und Gemeinden eigene Werbekampagnen fahren und zum Beispiel Lehrern bei der Wohnungssuche helfen oder einen Zuschuss zu den Umzugskosten in Aussicht stellen. Wirklich groß scheint das Interesse an diesem Thema allerdings nicht zu sein. Ein vom VBE für Ende September angeregter Runder Tisch zur Bekämpfung des Lehrermangels kam nicht zustande, weil außer der Städteregion, der Stadt Aachen und der Stadt Würselen alle anderen abgesagt hatten.

Um den Beruf des Grundschullehrers attraktiver zu machen, führt aus Sicht des VBE letztlich auch kein Weg daran vorbei, die Bezüge von Primarschullehrern zu erhöhen. Ansonsten werde es Studenten weiterhin in besser bezahlte Lehrämter ziehen, warnt Kürten.

von Margot Gasper
Aachener Zeitung, 20.10.2019

» FDP-Antrag vom 09.10.2019 (PDF-Datei, 105 KB)

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