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Strack-Zimmermann greift an

25. Februar 2024

Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann beim FDP-Wahlkampfauftakt in Aachen

Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Zum Wahlkampfauftakt in Aachen: Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Foto: Stefan Steins

Aachen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann fährt zum Wahlkampfauftakt in Aachen scharfe Attacken. Die FDP-Verteidigungspolitikerin kann aber auch einstecken – und wird aus der Ferne vom bekanntesten FDP-Politiker aus der Kaiserstadt heftig kritisiert.

Deftige Sprache liegt ihr, sie ist angriffslustig – und kompetent. In wenigen Monaten ist Europawahl, 9. Juni. Also Vollgas. Marie-Agnes Strack-Zimmermann zieht zum Wahlkampfauftakt in Aachen über 150 FDP-Parteifreundinnen und -freunde ins rappelvolle Forum M der Mayerschen Buchhandlung. Der FDP-Bezirksverband hatte geladen, Vorsitzender Markus Herbrand – als Bundestagsabgeordneter eng mit Strack-Zimmermann vertraut – begrüßt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses.

Sie redet 52 Minuten, lobt ausdrücklich den erst 20-jährigen Aachener FDP-Kandidaten Pino Marinotti. Das Wahlkampfteam der 65-Jährigen ist bemerkenswert jung. Alle werden Zeugen eines Parforceritts der Liberalen über die sicherheitspolitischen Minenfelder der Welt. Aus der Ferne übt indes ein Parteifreund, geboren in Aachen, heftige Kritik. Sie ficht das nicht an.

Strack-Zimmermann weiß, wovon sie spricht. Sie kommt gerade von Kreta, wo die deutsche Fregatte „Hessen“ ins Rote Meer zur Sicherung der Handelswege in See gestochen ist. Morgen geht es weiter ins Kosovo, wo Serbien zündelt. „Die Zeiten sind unvorstellbar ernst“, sagt sie. Der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine, der Nahost-Krieg, die chinesischen Interessen vor Taiwan, russisch besetzte Inseln vor Japan. Und die USA, die sich als Schutzmacht Europas zurückziehen; unter Trump wie unter Biden, wie die Politikerin ausführt.

Strack-Zimmermann warnt eindringlich davor, den Despoten der Welt – allen voran Wladimir Putin – das Feld zu überlassen. Darum müsse Europa, gerade mit Hilfe der FDP, wirtschaftlich erstarken. „Wir müssen so stark sein, dass keiner auf die Idee kommt, diesen Kontinent anzugreifen“, erklärt die Liberale. Sie setzt sich vehement für mehr militärische Unterstützung für Kiew ein. Im deutschen Osten wird sie dafür parteiintern abgestraft.

Dabei ist Strack-Zimmermann überzeugt: Wenn die Ukraine unterliegt, greift Putin nach Moldawien und Georgien, danach ist womöglich das Baltikum an der Reihe. Leidenschaftlich wirbt sie für eine europäische Außenpolitik, mehr noch: „Wir wollen als Liberale die europäische Armee. Das Brett bohren wir jetzt.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vernachlässige die Sicherheitspolitik wider besseren Wissens, wirft sie der CDU-Politikerin vor.

Diplomatie sei nur aus einer Position der Stärke heraus erfolgreich, unterstreicht sie. Die Nato mit ihren 30 Mitgliedsstaaten plus Finnland und Schweden sei Sicherheitsgarant für eine Milliarde Menschen. Aber Europa müsse angesichts des US-Rückzugs mehr leisten; und auch mehr bezahlen: „Diese Sicherheitspolitik kann nur gelingen, wenn wir auch in Deutschland wirtschaftlich erfolgreich sind.“ Der Preis sei hoch.

Darum: Entbürokratisierung der Wirtschaft, Technologieoffenheit, Entschärfung des Lieferkettengesetzes, Unterstützung für das Wachstumschancengesetz, keine höheren Sozialausgaben, gemeinsame EU-Migrationspolitik. Und scharfe Kante gegen extreme Linke und Rechte. Überall auf der Welt keimen Krisenherde wieder auf, stellt sie fest. Und resümiert: „Wenn Sie einen Haufen Scheiße einfrieren und nach 30 Jahren wieder auftauen, bleibt es ein Haufen Scheiße.“

Strack-Zimmermann wirbt dafür, „Regeln zu schaffen, ohne den Menschen das Atmen zu nehmen“. Dafür tritt sie in Brüssel an. Die FDP-Politikerin folgt einem klaren Kompass, wobei ihre hemdsärmelige Sprache immer wieder für Aufsehen sorgt. „Ich habe dem Aachener Karnevalsverein unverhofft einige Millionen Zuschauer eingebracht“, spielt sie auf den kleinen Eklat an.

Bundesweit Schlagzeilen hatte Strack-Zimmermann in Aachen als böse Stiefmutter von Schneewittchen gemacht. Das war 2023 bei der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst des AKV. Zum Skandal-Hit „Layla“ schritt sie mit Punk-Frisur zum Rednerpult. Dort ritt sie heftige Attacken: etwa gegen „Bergzwerg“ Markus Söder, „Wodkazwerg“ Wladimir Putin und „Flugzwerg“ Friedrich Merz. „Nach außen bürgerlicher Schein, im Herzen aber voll gemein. Wer vor Krieg geflohen ist, verhöhnt er als Sozialtourist. Heißt ein Junge Ali und nicht Sascha, beschimpft er ihn als Grundschul-Pascha und alle Klimaaktivisten sind für ihn nur noch Terroristen“, kanzelte sie CDU-Chef Merz ab. Daraufhin gab es – vor allem aus der CDU – Kritik. Merz und Strack-Zimmermann blieben dieses Jahr der Ordensverleihung fern.

Apropos: Ausdrücklich nicht einladen will die Parteifreundin der wohl prominenteste FDP-Politiker aus Aachen. Thomas Kemmerich (59) führt seit Jahren den thüringischen Landesverband. Der Aachener war kurz nach der Wende in den Osten gegangen, ist dort erfolgreicher Unternehmer. Und polarisiert. Kemmerich hatte sich vor vier Jahren mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen lassen – bundesweit ein Skandal.

Doch Kemmerich behauptete sich am Ruder seiner Partei in Ostdeutschland. Er hält Strack-Zimmermann für die falsche Kandidatin. „Wir planen keine Wahlkampfveranstaltung mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann und auch keine Plakate“, sagt er. „Frau Strack-Zimmermann ist in Thüringen und in großen Teilen des Ostens nicht sehr populär.“

Kemmerich sieht die FDP-Verteidigungsexpertin kritisch: „Die Unterstützung der Ukraine steht für mich außer Frage“, betont er. Dennoch: „In Frage aber steht, ob sich dieser Krieg mit immer neuen Waffenlieferungen gewinnen lässt. Wie hätte der große Außenminister Hans-Dietrich Genscher gehandelt? Ich bin mir sicher, dass er unter Wahrung der Souveränität der Ukraine nie aufgehört hätte, nach einer diplomatischen Lösung zu suchen.“

Der Aachener legt nach: „Ich halte die Rhetorik von Frau Strack-Zimmermann für zu polemisch. Frau Strack-Zimmermann sollte Zurückhaltung üben, damit sie den Zeitpunkt, wenn die Diplomatie eine Chance bekommt, nicht verpasst.“

Strack-Zimmermann mochte Kemmerich, wie sie auf Nachfrage betont; erst der AfD-Skandal entzweite beide. Auch in Thüringen ist Wahlkampf. Dort hat die FDP eher das Bündnis Sahra Wagenknecht im Visier.

von Robert Esser
Eschweiler Zeitung, 25.02.2024

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(Hans-Dietrich Genscher)

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